PCO-Syndrom

Für das PCO-Syndrom, das polyzystische Ovarsyndrom, existieren verschiedene Definitionen.
Wir favorisieren für das PCO-Syndrom eine einfache und enge Determination, um die Erkrankung nicht überzudiagnostizieren und v.a. um Patientinnen nicht zu stigmatisieren.

Die klassische und genaueste Definition beinhaltet drei Punkte:

  • Oligomenorrhoe, Amenorrhoe oder Nachweis der Anovulation,
  • Androgenisierungserscheinungen und/oder eine analytisch nachgewiesene Hyperandrogenämie sowie
  • der Ausschluss anderer androgenisierender Erkrankungen.

Gerade letzteres ist relevant, denn es bedeutet, dass das PCO-Syndrom nach wie vor eine Ausschlussdiagnostik ist. Eine adrenale Hyperandrogenämie muss ausgeschlossen sein, ebenso ein Tumor oder – in Einzelfällen – auch der Missbrauch androgenisierender Medikamente.

Diagnostik von Zyklusstörungen

Die Diagnostik des PCO-Syndroms ist die Diagnostik von Zyklusstörungen. Wir empfehlen folgende Parameter:

  • Östradiol, FSH und LH
  • Testosteron, Androstendion und DHEAS
  • TSH, Cortisol und Prolaktin

Nur so kann ein klares Bild der Quelle der Hyperandrogenämie gefunden und andere Ursachen der Zyklusstörungen ausgeschlossen werden. Dieser Ausschluss ist relevant, weil kein Symptom des PCO-Syndroms spezifisch für dieses Krankheitsbild ist. Eine Ultraschalluntersuchung wird nicht entscheidend weiterhelfen.

Die Bestimmung von AMH, Anti-Müller-Hormon wird von manchen als wegweisender Analyt gesehen, da es in Fällen des PCO-Syndroms nach unterschiedlichen Studien signifikant höher ist als bei anderen endokrinologischen Störungen bzw. anderen Ursachen von Zyklusstörungen oder Androgenisierungserscheinungen. In aller Regel der Fälle wird man aber mittels AMH keine zusätzlichen Fälle identifizieren können, die man nicht mit der ohnehin notwendigen Basisdiagnostik findet.

Metabolische Diagnostik

Die Beurteilung der Insulinempfindlichkeit ist v.a. bei übergewichtigen und adipösen Frauen sinnvoll. Es sei vorausgeschickt, dass es bis heute keinen in der Routine etablierten Test gibt, der eine Insulinresistenz sicher ausschließen kann. Optimal ist unter Praxisbedingungen ein 75 g oraler Glukosetoleranztest (OGTT) mit gleichzeitiger Bestimmung von Glukose und Insulin zu den Zeitpunkten 0, 60 und 120 Minuten. So können bereits manifeste Pathologien wie eine gestörte Glukoseintoleranz, eine gestörte Nüchternglukose bzw. ein manifester Typ 2 Diabetes mellitus ausgeschlossen werden.

Therapie

Die Therapie der Frau mit PCO-Syndrom ist abhängig von der Frage, ob ein Kinderwunsch vorliegt oder nicht und inwieweit bereits eine Adipositas besteht (BMI > 30 kg/m2). Insbesondere im Falle eines hohen BMI wird ein kombiniertes Kontrazeptivum die Stoffwechselsituation eher noch verschlechtern. Bei Kinderwunschpatientinnen mit einem hohen BMI ist die Gewichtsreduktion sinnvoll, um mit einem niedrigen BMI und damit einem niedrigeren Risiko für Mutter und Kind in die Schwangerschaft zu starten.
Wir sehen in Metformin die Möglichkeit, eine Gewichtsabnahme zu unterstützen und der Entwicklung eines metabolischen Syndroms vorzubeugen.
Bei unerfülltem Kinderwunsch ist bei einer normalgewichtigen Frau mit PCO-Syndrom Clomifen die Therapie der Wahl, ohne unerfüllten Kinderwunsch ein kombiniertes Kontrazeptivum.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Ärztlichen Informationsblatt.

Ihr Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Michael Ludwig

Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

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