Schilddrüsendiagnostik bei Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren

Die Schilddrüse spielt eine zentrale Rolle für den Stoffwechsel. Besonders in der Schwangerschaft kommt es zu erhöhte Stoffwechselvorgängen und so zu einem gesteigerten Bedarf an Schilddrüsenhormonen.

Liegt der obere Referenzwert von TSH für eine subklinische Hypothyreose (laborabhängig) bei ca. 4,12mlE/l sollte bei Kinderwunsch oder Schwangerschaft bereits bei einem TSH ≥ 2,5 mIE/l eine weiterführende Diagnostik bzw. Therapie eingeleitet werden. Eine subklinische Hypothyreose, insbesondere eine manifeste, soll eine Bedeutung für wiederholte Aborte sowie den Schwangerschaftsverlauf haben. Dazu gehören ein höheres Risiko für eine Abruptio placentae, einen vorzeitigen Blasensprung und die Frühgeburtlichkeit.

Die kindliche neurologische Entwicklung wird durch eine manifeste Hypothyreose beeinträchtigt, vermutlich – so die Datenlage – auch durch eine subklinische Hypothyreose. Frauen mit einer Hyperthyreose sollen in jedem Fall internistisch-endokrinologisch abgeklärt und behandelt werden.

Gabe von Folsäure und Jodid

Schwangere haben eine erhöhten Jodbedarf aufgrund vermehrter Produktion von Schilddrüsenhormonen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine Jodzufuhr von 230 μg pro Tag für Schwangere und 260 μg pro Tag für Stillende. Als sichere Gesamttageszufuhr gilt eine Jodmenge von 500 μg. Eine tägliche Supplementierung von 100 (bis 150 μg) in Tablettenform wird nach vorheriger Jodanamnese (andere vitamin- oder jodhaltige Präparate, Verzehr von Seefisch, Algen- oder Tangpräparaten) empfohlen. Die einzige Kontraindikation für eine Jodgabe in Tablettenform – gilt nicht für Jodsalz – stellt eine Schilddrüsenüberfunktion dar. Folsäure wird in einer Dosierung von 400 μg täglich ab vier Wochen vor der Konzeption und bis zur 12. Schwangerschaftswoche empfohlen. Bei anamnestischer Angabe eines Neuralrohrdefekts in einer vorangehender Schwangerschaft werden 4 mg täglich empfohlen.

Diagnostik

  • TSH
    • bei Kinderwunsch
    • 4-6 Wochen nach Konzeption (auch wenn TSH vor Schwangerschaft in Normbereich war)
    • 4-6 Wochen nach Beginn einer Thyroxin-Therapie oder bei Änderung der Dosis
    • mindestens einmal pro Trimenon
  • fT3, fT4: insbesondere im 1. und 2. Trimenon aufgrund der TSH-ähnlichen Wirkung von HCG
  • TPO-Antikörper: zum Ausschluss einer Autoimmunthyreopathie

Indikation

  • Frauen mit Kinderwunsch
  • bei Vorliegen einer Schwangerschaft

Material

Für die Bestimmung der Schilddrüsenhormone benötigen wir Serum. Aufgrund der Instabilität der TPO-AK kann eine Nachbestimmung nur bis maximal 2 Tage nach Probeneingang durchgeführt werden.

Befundinterpretation

Subklinische Hypothyreose:

  • TSH oberhalb des oberen Referenzbereichs (laborabhängig bei ca. 4,12 mIE/l)
  • freien Schilddrüsenhormone (fT3, fT4) im Referenzbereich
  • Möglichkeit einer Schilddrüsen-Autoimmunität (Nachweis von Schilddrüsenautoantikörpern, insbesondere TPO-Antikörpern)

    Therapie

    • bei Kinderwunsch: TSH > 2,5 mIE/l mit L-Thyroxin (Zielwerte um 1 - 1,5 mIE/l)
    • während der Schwangerschaft
      • TSH 1. Trimenon > 2,5 mIE/l
      • TSH 2. Trimenon > 3 mIE/l
      • TSH 1. Trimenon > 3,5 mIE/l

    Ihr Ansprechpartner

    Prof. Dr. med. Michael Ludwig

    Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

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