Kaninchen und Meerschweinchen

Wenn plötzlich rundliche Stellen im Fell haarlos werden, sollte man an eine Pilzinfektion denken. Was ist die Ursache? Kann man etwas dagegen tun? Und ist es wirklich auch für den Mensch gefährlich?

Die Dermatophytose ist eine Pilzinfektion hervorgerufen durch Hautpilze (v. a. Trichophyton mentagrophytes und Microsporum spp.). Sie besitzen die Fähigkeit sich in oberen Hautschichten, Haaren und Nägeln zu vermehren und diese zu schädigen. Dermatophyten kommen weltweit bei vielen Säugetieren, Vögeln und auch Menschen vor. In Bayern waren 2012 bis zu 8 % der untersuchten Meerschweinchen und Kaninchen mit Dermatophyten infiziert. Die Infektion kann, v. a. beim Meerschweinchen, mit und ohne sichtbare Haut- und Fellveränderungen verlaufen. In Abhängigkeit von der Abwehrkraft des Immunsystems können leichte bis hochgradige, sehr schmerzhafte Hautveränderungen, v. a. an Kopf, Rücken und  Pfoten, entstehen. Eine Übertragung auf andere Tiere oder Menschen kann immer erfolgen. Eine Behandlung und Heilung ist möglich. Frühzeitiges Erkennen und entsprechende Therapie verhindern den Ausbruch der Krankheit und die Übertragung.

Die Pilze vermehren sich im Fell und bilden Sporen. Diese Sporen können von Tier zu Tier, vom Tier auf den Mensch und durch die Umwelt übertragen werden. Sind Mensch und Tier gesund und das Immunsystem stark, bleibt die Erregervermehrung in Grenzen. Bei Schwächung des Immunsystems durch andere Krankheiten, Kortisongabe und/oder Stress, können sich die Erreger stärker vermehren und Symptome treten auf.

Man kann die Pilze im Fell nachweisen. Hierzu werden einige Haare mit Wurzeln untersucht. Es gibt verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen:

  1. Woodsche Lampe: Einige Pilze leuchten in diesem speziellen Licht (Microsporum canis). Diese kommen bei Kaninchen und Meerschweinchen aber kaum vor, d. h. ein negatives Testergebnis schließt eine Infektion nicht aus.
  2. Mikroskopische Untersuchung: Manchmal sind Pilzhyphen an den Haaren schon unter dem Mikroskop erkennbar. Sind keine zu sehen, heißt das aber nicht, dass es keine gibt.
  3. Anzüchtung in speziellen Kulturmedien: Die Pilzkultur ist die Standardmethode zum Nachweis von Dermatophyten. Mit ihr kann man auch feststellen, um welchen Pilz es sich genau handelt. Der Test dauert allerdings bis zu 3 Wochen.
  4. Polymerasekettenreaktion (PCR): Die Pilz-PCR ist ein sehr gutes, neues und v. a. schnelles Verfahren (nur 3 Tage).

Die empfohlene Therapie besteht aus einer Kombination von Badebehandlung, Eingabe eines pilzwirksamen Mittels und Umgebungsbehandlung. Gebadet werden immer alle Tiere, die Kontakt mit den Erkrankten haben. Auch die Umgebung (Boden, Käfig, Häuser, Bretter) muss an den Badetagen gereinigt und behandelt werden (desinfizieren mit pilzwirksamen Mitteln, Waschen von Decken etc.). Alles was nicht desinfizierbar ist, wird für die Zeit der Therapie durch anderes desinfizieroder austauschbares Material ersetzt (z. B. Pappkartons, Plastikhäuser etc.). Die Therapie von Tieren und Umgebung erfolgt für mindestens drei Wochen, oft aber auch wesentlich länger. Da Pilzsporen auch noch vorhanden sein können, wenn keine Hautveränderungen mehr da sind, wird vor Abschluss der Behandlung erneut eine Fellprobe untersucht.

Besonders gefährdet sind Partnertiere. Andere Tierarten, die direkten Kontakt haben, können sich aber ebenfalls anstecken. Menschen erkranken, wenn ihr Immunsystem geschwächt ist oder sie sehr engen Kontakt zu dem Tier haben (Kinder). Ein Tier kann auch Pilzsporen übertragen wenn es selbst keine Symptome zeigt.

Typisch für Dermatophytenbefall sind abgegrenzte Stellen im Fell mit sehr kurz abgebrochenen Haaren, die oft haarlos wirken, schuppig sind und teilweise jucken. Am häufigsten sind Kopf, Pfoten und Rücken betroffen. Da nicht jedes infizierte Tier Symptome zeigt, Sporen aber trotzdem weitergeben werden können, sollte im Zweifelsfall immer eine Pilzuntersuchung durchgeführt werden.

Der beste Schutz für Mensch und Tier besteht darin, den Kontakt mit kranken, verdächtigen und fremden Tieren zu meiden. Neuzugänge sollten gründlich untersucht und getestet werden, bevor man sie in den Bestand aufnimmt.

In etwa einem Viertel aller Fälle werden die Dermatophyten von Meerschweinchen und Kaninchen auf Menschen, v. a. Kinder, übertragen (Zoonose). Betroffene Personen zeigen meist rundliche Hautrötungen an Händen, Armen, Hals und Gesicht (Kontaktstellen). Ohne Behandlung durch den Hautarzt können sich diese flächenförmig vergrößern und in tiefe Gewebeschichten eindringen. Das Risiko der Infektion kann durch Vermeiden von engem Hautkontakt zu ungetesteten Tieren und Händewaschen nach Berührung reduziert werden. Wissen schützt! Lassen Sie Ihre Tiere von Ihrem Tierarzt auf Dermatophyten testen.

Fragen Sie Ihre Tierärztin/Ihren Tierarzt.