COVAG-Studie belegt signifikante Ungenauigkeit von Antigen-Schnelltests bei Virusvarianten und mittlerer bis niedriger Viruslast
- Die COVID-19 Antigen Studie (COVAG-Studie), durchgeführt von SYNLAB, den Universitäten Heidelberg und Graz, sowie dem Testzentrum Cannstatter Wasen in Stuttgart ist eine der umfassendsten systematischen Evaluierungen von Antigen-Schnelltests in realer Umgebung
- Die COVAG-Studie bestätigt eine deutlich niedrigere Genauigkeit von Antigen-Schnelltests im Vergleich zu PCR-Tests und bemisst die reale Sensitivität von Antigen-Schnelltests auf nur rund 60 Prozent
- Studienergebnisse implizieren niedrigere Sensitivität von Antigen-Schnelltests bei neuen Varianten
- Einsatz von Antigen-Schnelltests als Kontrollinstrument für das Pandemiegeschehen nur bedingt effektiv
Von den insgesamt 2.215 Studienteilnehmern wurden 338 Personen durch PCR-Tests positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Von diesen 338 Teilnehmern wurden durch die zwei Antigen-Schnelltests jedoch lediglich 204 Teilnehmer bzw. 192 Teilnehmer als Virusträger identifiziert. Das heißt, dass von zehn mit PCR-Tests positiv getesteten Personen rund vier Personen nicht mit Antigen-Schnelltests erkannt wurden. Wichtigster Indikator für die Erkennung von Virusträgern war die Viruslast. Nur Personen mit einer sehr hohen Viruslast (CT-Wert ≤ 20) wurden zuverlässig von Antigen-Schnelltests als Virusträger erkannt. Allerdings kommt es auch bei einer mittleren oder niedrigen Viruslast zu Ansteckungen.
Darüber hinaus untersuchte die COVAG-Studie erstmals eine Variantenabhängigkeit von Antigen-Schnelltests bei Proben mit mittlerer bis hoher Viruslast (CT-Wert ≤ 30). Während die zwei Antigen-Schnelltests beim Wildtyp eine Sensitivität von 87,7 bzw. 84,0 Prozent aufwiesen, betrug die Sensitivität bei der Alpha-Variante lediglich 77,1 bzw. 72,3 Prozent. Im Vergleich zu anderen zirkulierenden Varianten weist die Alpha-Variante allerdings die geringste strukturelle Abweichung vom Wildtyp auf. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Sensitivität von Antigen-Schnelltests auch bei anderen Virusvarianten deutlich geringer ist als beim ursprünglichen Wildtyp, welcher mittlerweile durch die Verbreitung neuer Varianten praktisch vollständig verdrängt wurde.
Univ.-Prof. Dr. Winfried März, Mitautor der COVAG-Studie und Projektverantwortlicher bei SYNLAB, betont: „Die COVAG-Studie liefert wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse über die Eigenschaften von Antigen-Schnelltests. Denn nur mit gezielten und für den Kontext geeigneten Testungen können wir Infektionen frühzeitig erkennen und Infektionsketten unterbrechen. Besonders mit Blick auf die möglicherweise sinkende Sensitivität von Antigen-Schnelltests bei Virusvarianten muss genau abgewogen werden, in welchen Fällen die Geschwindigkeit von Antigen-Schnelltests der deutlich höheren Genauigkeit von PCR-Tests vorzuziehen bleibt. Wir müssen das Risiko einer falschen Sicherheit durch falsche Testergebnisse so klein wie möglich halten.“
Die COVAG-Studie wurde im Zeitraum vom 01. Februar bis 31. März 2021 am Testzentrum Cannstatter Wasen in Stuttgart durchgeführt.
Zur COVAG-Studie (medRxiv)